25 Jun 2008

Nvidia hält die Treiber dicht

Submitted by blizzz

Eine erste Antwort auf das Positionspapier einiger Kernelentwickler, das zur Offenlegung geschlossener Treiber anmahnt (News, Statement) hat nun Nvidia auf Anfrage von ZDNet gegeben.

Nvidia plant den Angaben zu Folge keine Offenlegung der Treiber, auch nicht langfristig (Quelle), da "kein Bedarf bestehe". Nvidia argumentiert ferner, dass dadurch ihr geistiges Eigentum geschützt werden solle, zudem glaube man nicht, dass die Community bei Problemen helfen könne. Nvidia hat ein eigenes Kernel-Team für die Treiber Entwicklung.

Verständlich ist sicherlich, dass Nvidia ihr KnowHow nicht offenlegen will. Inwieweit dies tatsächlich zu befürchten ist, kann ich beim Besten Willen nicht absehen oder mir anmaßen zu beurteilen. Tatsache ist jedoch, dass andererseits ATI, Nvidias größter Konkurrent, ihre Spezifikationen offen gelegt hat. Freie Treiber sind in der Entwicklung inbegriffen. Da es hier und da zu Problemen mit ATIs propriäteren Treibern unter Linux kommt, hört man noch recht häufig. In dieser Hinsicht ist das Vorgehen sicherlich ein guter Schritt, die Funktionalität der Hardware unter Linux zu verbessern. Zudem bietet der Kernel Entwickler Greg Kroah-Hartman mit seinem Treiberprojekt Entwicklung und Unterstützung eben solcher Treiber an.

Die Intel Grafikchips kommen seit jeher mit offenen Treibern an. Sie funktionieren sofort nach der Installation der Distribution mit 3D Unterstützung. Es ist keine Treibernachinstallation nötig, OpenGL wird beherrscht, CompizFusion wie auch die KDE4 Effekte laufen flüssig.

Sogar Via hat vor wenigen Monaten eine Open Source Initiative angekündigt (News) und mit dieser Freilegung von Dokumentationen und Quelltexte. Zwar ging Via dies zögerlich an, doch gibt es auf der extra eingerichteten, aber nicht komplett fertig gestellten Webseite inzwischen ausgewählte Dokumente. Natürlich zählt auch Via nicht zu den Topadressen, aber Sie stellen eine Alternative dar.

Nvidia setzt zweifelsohne Maßstäbe. Die Grafikkarten eignen sich in erster Linie für hohe Anforderungen, wie sie im Massenmarkt bei den neuesten Spielen oder gewissen Betriebssystemen mit ähnlicher Ressourcenhungrigkeit anzutreffen sind. Dort ist auch die Zielgruppe Nvidias zu suchen. Allerdings spielt auch ATI in der selben Liga mit. Wenn künftige Karten und Treiber ihre Probleme überwinden und die Leistungen Nvidias auf Linux einholen, werden sich ATI Karten auf Systemen durchsetzen, auf denen Linux und Windows installiert sind; oder aber auch Linux zum Spielen mit verwendet wird. Die Strategen von Nvidia werden sicher bedacht und analysiert haben, was für ein Marktsegment auf dem Risiko stünde verloren zu gehen, wenn Sie sagen, dass für offene Treier kein Bedarf besteht.

Letztlich ist es allein Nvidias Entscheidung. Trotz allem darf man nicht vergessen, dass sie immerhin geschlossene Treiber herausbringen, mit denen die Karten unter Linux gut laufen. Dies erspart z.B. aufwändiges und fehlerträchtiges Reverse Engineering. Das Pragmatische sollte also auf jeden Fall bedacht bleiben, und dies verhält sich eben auch im Allgemeinen so. Offene und freie Treiber sind wünschenswert und erstrebenswert, da gibt es nichts zu sagen. Auch Anreize zu setzen, dass geschlossene Treiber geöffnet werden sich in Ordnung. Aber geschlossene sind auch nicht zu verteufeln. Es ist immer gut, wenn ein Hersteller Linux berücksichtigt und entsprechende Software anbietet. Das hilft dem Endnutzer wie Verbraucher und auch der Verbreitung von Linux. Signale kann ein Einzelner, im Endeffekt also viele, durch entsprechende Kaufentscheidungen treffen. Die sind letztlich am Wirkungsvollsten.

Bei meiner kürzlichen Laptopneuanschaffung war eines der Anforderungen, dass er mit einer Intel X3100 Grafik bestückt sein soll.

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